In der Stadt Jena mussten in den Jahren 1939-1945 mehr als 14.000 ausländische Kriegsgefangene und zivile Deportierte Zwangsarbeit verrichten. Dazu kamen besonders 1944/45 über 1.000 KZ-Häftlinge, etwa 2-300 zwangsverpflichtete Männer aus deutsch-jüdischen Familien und dutzende Justiz- und Polizeihäftlinge. Zeitweilig verrichtete mehr als ein Zehntel der in Jena wohnhaften Personen Zwangsarbeit: Mindestens 6-700 Männer, Frauen und Kinder starben an den Folgen ihres Einsatzes.
Die „Radtour wider das Vergessen. Erinnerungsorten der NS-Zwangsarbeit in Jena und Kahla auf die Spur kommen“ nimmt sich diesem Kapitel der Stadtgeschichte an, das jahrzehntelang nur wenig erforscht und von vielen Einwohnern verdrängt wurde. Sie spannt einen Bogen vom damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) in der Löbstedter Straße, wo Menschen Zwangsarbeit verrichten mussten und in dessen unmittelbarer Nähe sich ein KZ-Außenlager von Buchenwald befand, zu einem nur einige Kilometer südlich gelegenen weiteren Erinnerungsort, dem NS-Rüstungswerk REIHMAG im Walpersberg bei Kahla. Dort wurden Hunderte Menschen ohne Rücksicht auf ihr Leben gezwungen, für die deutsche Rüstungsindustrie unterirdische Fabriken für Waffensysteme wie Düsenflugzeuge und Raketen zu schaffen.