Umgang mit Konflikten

Wie immer, wenn Menschen zusammentreffen, kann es zu Konflikten kommen. Auch bei uns im Verein wird es immer schwierige Situationen geben. Wir haben den Anspruch, Konflikte offen zu thematisieren und zu bearbeiten, da ein schwelender Konflikt immer dazu führen wird, dass einzelne Personen oder Gruppen sich unwohl fühlen und sich latente Herrschaftsstrukturen verfestigen, statt dass wir sie sichtbar machen und bekämpfen.

Als selbstorganisierter Verein dürfen und sollen die einzelnen Sportgruppen und beteiligten Personen selbst entscheiden, wie sie bei auftauchenden Problemen vorgehen wollen. Dafür ist es notwendig, dass ihr in eurer Gruppe ein Klima schafft, welches das Ansprechen und gemeinsame Bearbeiten von Konflikten ermöglicht! Macht euch deshalb Gedanken, wie ihr grundsätzlich miteinander umgehen wollt, ob ihr Strukturen wie bspw. ein Plenum, eine Anfangs- und Abschlussrunde usw. einrichtet und worauf ihr beim Umgang mit Konflikten achten möchtet! Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich auch bei einander ähnelnden Problemen Besonderheiten finden, die den Umgang mit diesen beeinflussen. Seid deshalb flexibel und offen, jede Situation als Einzelfall zu behandeln und die Lösung des Konflikts als Prozess zu betrachten, indem Meinungen und Befindlichkeiten sich verändern können und auch Fehler gemacht werden dürfen. Bitte beachtet dabei, dass wir als Verein uns auf bestimmte Werte und Grundsätze beziehen. Schaut dazu gern in unsere Satzung.

Für den Umgang mit Konflikten bedeutet das, dass wir versuchen, andere Perspektiven zu verstehen, jedoch klare Grenzen setzen.

Wir wollen grundsätzlich gewaltfrei vorgehen, sowohl psychisch als auch physisch. Wo psychische Gewalt anfängt, ist sehr subjektiv! Wir möchten deshalb sensibel dafür sein, wo es im sozialen Miteinander dazu kommen kann, dass Personen sich unwohl fühlen. Ein Konflikt ist immer unangenehm, insbesondere für Personen, die akut oder strukturell diskriminiert werden! Deshalb werden wir immer die Bedürfnisse von betroffenen Personen berücksichtigen. Das bedeutet einerseits, dass wir gemeinsam besprechen, was sich welche Partei wünscht und wie was davon umgesetzt werden kann. Das bedeutet aber auch, dass wir solidarisch hinterfragen, welche Wünsche zum Vorgehen gerade geäußert werden und auf empathische Weise thematisieren, wenn wir das Gefühl haben, dass ein anderer Umgang mit der Situation der betroffenen Person (langfristig) mehr Emanzipation ermöglicht.

Für Fälle, bei denen ihr im Kontext mit dem Verein etwas erlebt oder bemerkt, was ihr aber nicht in eurer Sportgruppe thematisieren wollt oder könnt, gibt es die Unterstützungs-Emailadresse (unter Unterstützung findet ihr mehr Infos dazu). Diese wird momentan von Fred und Carlotta betreut. Wenn ihr eine Mail schreibt, können die Beiden dann mit euch besprechen, was passiert ist und was ihr euch wünscht. Beispielsweise können sie euer Anliegen in anonymisierter Form an die Übungsleiter*innen oder das Plenum der jeweiligen Sportgruppe weiterleiten. Wenn es gewünscht oder nötig ist, kann euer Anliegen zuerst auf dem etwas neutraleren Vereinsplenum besprochen werden oder eine außenstehende Person wird gebeten, bei der Auseinandersetzung in der Sportgruppe dabei zu sein, um euch zu unterstützen oder zu vertreten. Wenn ihr euch gerade nicht an Carlotta und Fred wenden möchtet, sind natürlich alle anderen Menschen im Verein mögliche Ansprechpartner*innen. Zusätzlich gibt es verschiedene Stellen in Jena, an die ihr euch wenden könnt, um externe Unterstützung zu bekommen. Einige Beispiele sind das Frauenzentrum Towanda Jena e.V., das Frauenhaus Jena e.V. , die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Jena, die Migrationsbeauftrage der Stadt Jena, der Fachdienst für Migration und Integration Jena, die Opferhilfe Thüringen und die Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Thüringen e.V..

Für Fälle, bei denen ein akuter Konflikt in der Gruppe entsteht und ihr sofort handeln möchtet oder müsst, könnt ihr euch an folgendem Leitfaden orientieren.  

Leitfaden:

1. Problematische Situationen erkennen
  • Nicht immer wird uns sofort bewusst, dass wir uns in einer Situation unwohl fühlen oder uns so verhalten haben, dass andere sich dadurch unwohl fühlen könnten.
  • Deswegen ist es gut, sich immer mal wieder zu fragen:
    • Gibt es jemanden, der*die in dieser Situation anders als andere und/oder unangemessen behandelt wurde?
    • Haben wir als Gruppe eine Dynamik entwickelt, die einzelnen oder mehreren Personen währenddessen oder im Nachhinein unangenehm war?
    • Habe ich selbst mich nicht so verhalten, wie ich es mir von mir selbst wünsche?
2. Zeitpunkt der Thematisierung
  • Wenn wir im Training feststellen, dass etwas nicht so läuft, wie wir uns das wünschen, können wir die nächste Gelegenheit nutzen, um in einer Kleingruppe oder in der Gesamtgruppe darüber zu sprechen.
  • Auch eine Spiel- bzw. Trainingsunterbrechung ist dabei gerechtfertigt! Für uns steht im Vordergrund, dass alle sich wohl fühlen und es jederzeit den Raum gibt, Konflikte zu thematisieren.
  • Auch wenn die Situation schon „vorbei“ ist, besteht noch die Möglichkeit, zu thematisieren was uns stört!
3. Verfahren
  • Es ist nicht immer einfach, abzuwägen welche Vorgehensweise für die Anwesenden am angenehmsten bzw. konstruktivsten ist.
  • Wir wollen darauf achten, dass die Betroffenen, wenn man sie denn in der Situation konkret ausmachen kann, gehört und unterstützt werden. Deshalb ist es manchmal besser, zuerst in einer kleinen Gruppe mit der Person darüber zu sprechen, was sie gerade möchte.
  • Dabei könnt ihr euch an diesen Fragen orientieren:
    • Was ist gerade passiert?
    • Warum ist das für einige/alle Personen unangenehm oder diskriminierend?
    • Wie gehen wir damit um?
  • Wir halten es dabei für wichtig, dass danach eine Auswertung in der Gesamtgruppe stattfindet.
  • Auch wenn der Fall eintritt, dass eine konkrete Person auszumachen ist, die sich übergriffig und/oder diskriminierend verhalten hat, kann es sinnvoll sein, dies zuerst in einer Kleingruppe mit ihr zu thematisieren. Auch da können die drei Fragen zur Orientierung genutzt werden und auch in diesem Fall halten wir es für wichtig, dass auch in der Gesamtgruppe besprochen wird, was gerade vorgefallen ist. Zeigt die Person kein Verständnis für das Anliegen der Gruppe bzw. die Kritik an ihrem Verhalten, kann die Gruppe entscheiden, sie vom Training auszuschließen. Der Person kann das Angebot gemacht werden, noch einmal außerhalb des Trainings mit Teilen der Gruppe (oder Externen) zu besprechen was vorgefallen ist und sich doch noch anders dazu zu verhalten, muss aber nicht.
4. Training beenden
  • Wenn wir feststellen, dass wir in der akuten Konfliktsituation nicht zu einer Lösung kommen, möchten wir das Training vorzeitig beenden und zu einem späteren Zeitpunkt, gegebenenfalls mit externer Unterstützung, einen neuen Versuch wagen.
  • Wir möchten nicht, dass der Konflikt zu Gunsten des Trainings oder des Spiels weggeschoben wird, damit weniger betroffene Personen doch noch ihren Spaß haben. Auch wenn einige Personen nicht direkt vom Konflikt berührt werden, möchten wir uns solidarisch mit denen zeigen, die es sind!