Die Fussballmannschaften des Roten Stern Leipzigs haben es nicht leicht. Allen voran das erste Herrenteam ist durch seine Spielklasse (Landesklasse Nord) häufig in Gegenden unterwegs, in denen rechtsextreme Strukturen und Lebenswirklichkeiten oftmals unwidersprochen hingenommen, toleriert und leider auch nicht selten akzeptiert werden. Traurige Beispiele sind die Ereignisse von Brandis (Bericht, Doku, Videoaufnahme kurz vor dem Angriff) oder das letztjährige Gastspiel in Wurzen, bei dem mehr als 30 Neonazis zu Gast waren, die nach dem Spiel ohne Polizeibegleitung das Bürgerzentrum des „Netzwerk für demokratische Kultur e.V.“ am hellichten Tag angreifen konnten. Die mit einer Hundertschaft anwesende Polizei ignorierte die Nazischläger und bewachte lieber die mitgereisten RSL-Fans.
Zur diesjährigen Auswärtsfahrt nach Wurzen mobilisierte die Anhängerschaft des RSL daher auch großflächig und ca. 350 Leute sind dem Aufruf gefolgt und fanden ihren Weg in die sächsische Provinz, darunter Gäste aus Wien, Frankfurt, St. Pauli, Flensburg, Berlin und auch Jena.
Nach gemeinsamer Zuganreise, der üblichen Polizeischikane, die den Tross nicht loslaufen lassen wollte und einem überforderten Einlass, fand die Anhängerschaft ihren Weg auf den lokalen Sportplatz – blöderweise führten die Gastgeber bereits, da das Spiel schon 10 Minuten lief. Glücklicherweise konnte der favorisierte RSL seiner Rolle gerecht werden und den Rückstand in einen fetten 6:2 Auswärtssieg verwandeln.
Bis auf ein paar eher harmlose Pöbeleien seitens der 50 Wurzener Zuschauer blieb es ruhig und auch die Heimfahrt war größtenteils ereignislos, so dass alle ein positives Erlebnis mitnehmen konnten.
Negativ erwähnen muss man jedoch, dass der Gastgeberverein es nicht für nötig hielt, für 350 Menschen Toiletten bereit zu stellen. Der angrenzende Kleingartenverein hat sich sicherlich über die entsprechenden Resultate und Gerüche gefreut. Ebenfalls ein Ärgernis, war das Verbot seitens des ATV Frischauf Wurzen, dass kaum Fanmaterial mitgenommen werden durfte. Lediglich ein Banner und eine tapfere Trommel fanden ihren Weg. Alles andere hätte ja anwesende Neonazis provozieren können – Willkommen in Wurzen.
In diesem Sinne freuen wir uns auf ein nächstes Mal.